Es hat sich bis zur viertgrössten Insel bzw. dem zweitgrössten Inselstaat der Welt herumgesprochen. Und Madagaskar ist wie die unsere eine ganz aussergewöhnliche Musikinsel und beehrt uns mit ihrem phänomenalen Nationalorchester.
Ny Malagasy Orkestra vereint die musikalischsten Kreativköpfe Madagaskars. Jeder einzelne ein Publikumsmagnet und teilweise weit über die Grand Île hinaus berühmt. Zusammen ein musikalischen Weltwunder: Drei Viertel der 12 Mitglieder des Ny Malagasy Orkestra werden ihren facettenreichen Sound auf unseren ökologisch hoffentlich einwandfreien Brettern zelebrieren. Auf dass selbst steinerne Herzen wieder zu Fleisch-und-Blut-Pumpen werden. Und das Zucken geht nicht nur in die Beine, sondern in jede noch so steifgekrampfte Körperfaser. Vergesst Shiatsu und all das Bibäbeli-Zeugs, tanzt den Bal Poussière, den Staubball, so genannt, weil der wilde Tanz im Freien die Feiernden in eine Staubwolke hüllt, die sich erst wieder legt, wenn der letzte Ton in der Ferne des Horizonts verklungen ist. Und alles wird gut in Zureich und im hinterletzten Krachen dieses trümmligen Planeten: Freie Sicht aufs Mittelmeer und den Indischen Ozean.
Madagaskar zählt über 50 eigene Instrumente. Justin Vali (Justin Rakotondrasoa) spielt das madagassische Nationalinstrument Valiha (Bambusröhrenzitter) wie kein zweiter. Und er erkundet damit ganz neue Horizonte, die ihn mit dem WOMAD-Festival um die Welt führten und zu Aufnahmen mit Kate Bush und Peter Gabriel. Er erhielt 2006 in Frankreich den begehrten «Grand Prix Sacem». Tao Ravao war für viele Plattenproduktionen verantwortlich und lange mit Blues-Musikern in den Vereinigten Staaten auf Tournee, um dann wieder zu seinen Ursprüngen zurückzukehren. Remanidry spielt das traditionelle madagassische Instrument Lokanga, das mit Schafsdärmen oder Velobremskabeln besaitet ist. Seine Musik ist nach einer heilsbringenden spirituellen Figur benannt, Kokolampo, die in Madagaskar sehr verehrt und respektiert wird. Weitere Mitmusiker des Ny Malagasy Orkestra: Dieudonné Randriamanantena (Percussions); Abadallah Madi (Marovany); Chrysantho Vélomijoro Afaranjafy (Gitarre); Francis «Fafah» Rakotoson Andrianomanana (Jejo voatvao); Jean-Piso Rebily (Akkordeon); Maurice Razanakoto (Kabossy); Tiana Ramarokoto (Percussion); Jean-Donné Ramananerisoa (Akkordeon).
Die Bevölkerung des Inselstaates hat ihre Wurzeln in Afrika, Arabien, Indien, Ozeanien und Europa, was den einzigartigen, unverkennbaren Musikstil prägt. Ein Schmelztiegel der Stile, der Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte. Und das Ny Malagasy Orkestra spannt mit Leichtigkeit den Bogen von traditionellen Urklängen bis zu uns: sozial engagiert, trance-kultig, lebensfroh und magisch. Bunt gemischt wie Bevölkerung, Flora und Fauna kann diesen narkotischen Rhythmen, Klängen und Melodien kein noch so zwinglizwingzwang-nüchterner und steifhüftiger Herr Martin (nein, nicht der Luther) widerstehen. Also: Mandrapihaona! (Malagasy: bis bald!)