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Samstag, 08.05.2010, 21Uhr21
Lokalbühne
Dead Brothers
Sweet String Orchestra (CH)
«Musik für mich am spannendsten,
wenn sie sich um zentrale Momente des menschlichen Lebens dreht.
Nun ja, der Tod ist wahrscheinlich ein solcher Moment.»

Alain Croubalian, Musiker, Schauspieler, Ex-Maniac und allerallerletzter Toter Bruder der allerallerersten Stunde Null sagt das im Gartenstuhl und richtet den Blick in die zappendustere Nacht, wo mit tödlicher Sicherheit die Missisihl gen Rotterdam zuckelt. Und grinst wie Dirty Harry. Go ahead, make my day. Blam! Und schon bald wird er bei uns auf der allerallerletzten Insel sein mitgenommenes Megafon schneller als sein Schatten ziehen und uns entführen auf eine ewigwährensollende Zeiten- und Weltenreise ohne Ziel und – so der Teufel will – möglichst ohne Ende. Und wie schon so oft stranden wir als Robinsöhne und -töchter glücklich und alles andere denn einsam an unserer Inseltheke. Mit einem weiteren unvergesslichen und unwiederbringlichen Konzerterlebnis im Herzen, das die Arbeitsteilung unserer Grauzellen aufhebt und Fleischkäse und Lebenspumpe derart massiert und durchknetet, dass nur eins bleibt: Unendliches Glück für immer und ewig, in guten wie in schlechten Zeiten. Amen und heilanzack!

The Dead Brothers sind eine quicklebendige Begräbniskapelle, die dem Tod auf der Nase rumtanzt. Vier exzellente Alben seit 1995 (alle erhältlich bei Voodoo Rhythm Records) bezeugen, dass mit makabrem Vaudeville-Theater und Musik zwischen Punk, Chanson, Walzer und Gipsy ein eingeschworenes Publikum zu begeistern ist. Die toten Brüder wurden dabei nicht berühmt, aber dank ihrer künstlerischen Offenheit weit über die Landesgrenzen hinaus berüchtigt: Hier verschmelzen Musik, Geschichten, Theater, Improvisation und Provokation mit spielender Leichtigkeit. Legendär etwa die Horrorrevue «Day Of The Dead», welche sie mit der bezaubernden Eleni Mandell und dem Reverend Beat-Man an der Expo.02 aufführten.

2007 stiegen zwei Mitglieder der Dead Brothers-Kernformation aus, die Band drohte nach Veröffentlichung des Albums «Wunderkammer» einzugehen. Croubalian ergriff die Flucht nach vorne, erweiterte die Band zum Kollektiv und wandelte den Namen in Dead
Brothers Sweet String Orchestra. «Die Idee ist dieselbe, allein die Form ist etwas Neues.» Weg vom Rumpelorchester mit Blechtuba und Kanisterpauke hin zur gepflegten Streichmusik, eher Kammerorchester denn Mardi-Gras-Umzug. Der Blues bleibt, Croubalians grausame Balladen werden von den herzzerreissend schönen Klängen seiner Mitmusiker umgarnt. Die Dead Brothers suhlen sich geradezu im Blues und nehmen den Mund ziemlich voll:«In der Schweiz haben die Menschen nie den Blues gesungen. Sie hatten keinen Grund dazu.» Wir von der allerallerletzten Insel an der allerallerbläusten Missisihl wissen es besser und freuen uns auf die allerallerersten quicklebendigen Kammermusikblueser der Schweiz.

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