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Die Wüste wächst, die Wüste lebt...
Sonntag, 23.10.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Howe Gelb (USA)
Desert Rock, das ist zum grossen Teil der kreative Freigeist Gelb mit seinem Riesensand. Er gilt als einer der Urväter. Doch die Schubladenbeschriftung «Desert Rock» benennt die schillernden Facetten und Farben dieses Wüstensoundtracks nur minimal und besagt höchstens, woher der Wind weht. Den Rest muss man erlebt haben.
«He was born October 22, 1956 in Pennsylvania, and moved to the desert as a teen in the early 1970s after his home was destroyed by flood.» – Tschegget? Genau: Stehlt ihm die Show und gratuliert ihm kollektiv zum 55sten Geburtstag, den er am Tag davor feiern gekonnt haben wird. Muss man erst mal werden, wie Capt’n Vau zu sagen pflegt. Und Capt’n Howe (immer noch «Hau» aussprechen, gell, nicht «Hauiie»!): «Es ist wichtig, dass man ein Mal jeden Abend etwas macht, das man vorher nicht geprobt hat!», sagt Howe Gelb, der Giant Sandler und grosse Freistil-Weltmeister des Live-Auftritts. Also same procedere as every time: Keiner (dh. natürlich jeder nohc so musikbildungsferne Gastarbeiter-Tubel) weiss, ob Howe heil auf der anderen Seite des Seils ankommen wird. Natürlich ohne Netz und Sicherungskarabiner. Wir fiebern mit und geussen, wenn er mal so tut, als stürzte er ins Leere. Aber bisher ist’s immer gut gegangen. Es ist immer super gegangen. Es war immer phantastisch, was dieser Lokalheilige auf Lebenszeit bei uns ablieferte.

Immer wieder wird sich Howe, der Gentleman, neu erfinden und alle Publikumserwartungen grandios scheiternd zu feinstem Wüstensand zerbröseln lassen, der unter deinen Nägeln brennt wie Freudenfeuer. Die Wüste wächst, die Wüste lebt, wehe dem, der keine Wüsten in sich birgt. Der wird nur mit einem lebenslangen Howe-Syndrom der höllischen Glut dieses musikalischen Fegefeuers entkommen. Und dann ist’s um dich geschehen, Mann oder Frau!

Zuerst hiessen sie «Gigantische Sandwürmer». Über die Jahre liess Mastermind Gelb die Würmer weg: Giant Sand. Im Zeitenlauf gehörten ua. John Convertino, Joey Burns (später beide Calexico), Chris Cacavas (Green On Red), Paula Jean Brown (Go-Go’s), Tom Larkins (Jonathan Richman) zur Band. Illustre Gäste wie Victoria Williams, Neko Case, Juliana Hatfield, PJ Harvey, John Parish, Vic Chesnutt R.I.P., Steve Wynn, Vicki Peterson, Rainer Ptacek uvm. stiessen dann & wann dazu. Längst ist nur noch schwer zu zählen, auf wievielen Solo- bzw. Giant Sand- bzw. Kooperations-Alben Gelb und seine MitmusikerInnen mittun.

Desert Rock, das ist zum grossen Teil der kreative Freigeist Gelb mit seinem Riesensand. Er gilt als einer der Urväter. Doch die Schubladenbeschriftung «Desert Rock» benennt die schillernden Facetten und Farben dieses Wüstensoundtracks nur minimal und besagt höchstens, woher der Wind weht. Den Rest muss man erlebt haben. Mal poetisch zart, mal mit viel Sandgekröse, mal knüppeldick gebrettert, mal narko-epische Ewiglänge, mal Nullschnickschnack-Kürzewürze, dann wieder zierlich labil und federleicht, nur von sonnengleissenden Aufwinden getragen oder kugelsicher wie Panzerglas – alles ist möglich bei diesen Helden der musikalischen Hauptnebenströme. Und wie gesagt, Howe mischt tanzt seit Ewigkeiten spielend leicht auf allen Stilhochzeiten: Rock, Country, Blues, Punk, Garage, Lo-Fi, Jazz, Gospel, Avantgarde Noise, Flamenco Gypsy.

Wir lassen uns gern überraschen. Von Howe sowieso. Fern jeglicher Klassifizierung spinnt er einen einzigartigen musikalischen Faden, der auch in den nächsten 55 Jahren noch belebende Inspirationsquelle sein wird. Unser verliebter Fischreiher jedenfalls hat versprochen, seine Angebetete, eine wunderbar leuchtende Pink Flamingo-Dame mitzubringen, die auch schon im unberührten Donau-Delta gekrebselt hat. Und wir sind sowieso alle da, wenn Freund Howe kommt! Logo. Howe forever! Hugh!
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