Unsere Elektrobrieftauben fliegen immer wieder ins worldweite Nezz unseren Newsletter abladen. Mindestens wöchentlich ...
Feins z'Mittag im el Lokal von Montag bis Freitag
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
Mitreissend, aufwühlend, ergreifend.
Samstag, 12.11.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Aidan Moffat & Bill Wells (SCO)
«I look up and see that the pub's once brilliant copper roof has oxidised over the years... everything's getting older.»
«A match made in heaven», jubelt die Sunday Times. Und tatsächlich: Aidan Moffat hat in Bill Wells den kongenialen Partner gefunden, der ihm seit der Auflösung seiner legendären Arab Strap (benannt nach einem blutstauenden, sexverlängernden Penisring) gefehlt hat. Wells, ein experimenteller Jazzpianist und Bassist, unterstützt Moffat dabei, Liebe, Schmerz und anderes existenzielles Elend in wunderschön melancholische Stücke zu packen. Dessen deftigstes Schottisch pfeffert euch die Hirnschrauben maschinengewehrgleich raus, so ihrs denn versteht. Vorsicht vor Querschlägern ist geboten: Eine Band, die sogar Falkirks Bürgermeister als Schande bezeichnet, muss etwas richtig machen. Zwar aus unterschiedlichen Generationen sind die beiden längst eigentliche Lokalhelden der schottischen Kleinstadt: Moffat machte mit Arab Strap traurige Lieder über Sex, Fussball, Suff und so weiter, Wells spielt mit seinem Oktett poppigen Jazz oder jazzigen Pop und wirkte als Arrangeur für die Pastels und Isobel Campbell. Ein bitzeli Robert Wyatt ist dabei, manchmal. Und wie Wyatt: einzigartig eigen alles. Und hundsaffentraurig schöön.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Dichter und dem Jazzer begann schon 2003 auf dem wunderbaren Arab Strap-Album «Monday At The Hug & Pint». Was lange währt, wird endlich noch grossartiger: Nach acht Jahren haben Moffat und Wells nun das eigene Album «Everything’s Getting Older» fertig. Ein gediegenes Altherrenstück, das durchaus auch Jungdamen & -herren in die Knochen fährt. Mitreissend, aufwühlend, ergreifend. Darauf findet sich auch das erwähnte Arab Strap-Stück «Copper Top», mit dem die Zusammenarbeit begonnen hat, in dem Moffat über Leben und Tod nach einem Begräbnis sinniert: «birth, love and death are the only reasons to get dressed up». Und: «I look up and see that the pub's once brilliant copper roof has oxidised over the years... everything's getting older.» Wie wahr, wie traurig, wie schluchz! schön. Moffat grummelt seine mit Grantigkeiten, unglücklicher Liebe, Sex und körperlichen Scheusslichkeiten gespickte Lyrik also nun über perlenden Barjazz, schwelgende Streicher, coole Grooves und verquere Rhythmen. Herrliche Lieder für alle, die sich auf der falschen Seite des Saturday-Night-Fevers befinden. Hier auf der Insel seid ihr damned right.
top...
el Lokal