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Pechschwarz geerdet, wunderbar überbelichtet.
Samstag, 21.04.2012, 20Uhr20
Lokalbühne
Nadja Zela (CH)
«Es ist ein Blues, bei dem man nicht an Schnäuze und Bierwampen denkt. Sondern Bessie Smith. Ja, so direkt, so mitleidlos und gelegentlich auch belustigt wie die Blueskönigin der 20er-Jahre sticht auch Nadja Zela in Herzen und Rücken.»
Nadja Zela wird teilweise als Grand Dame der Zürcher Indie-Szene bezeichnet. Immerhin ist sie schon seit 1986 mit diversen Independent-CH-Rockbands auf den Weltbühnen unterwegs: The Roundabouts, Fingerpoke, Sportsguitar. Am meisten Beachtung fand aber die All-Girls Rosebud, die bis 2003 bei RecRec zwei Alben veröffentlichte, unzählige Konzerte gab und sechs Monate lang im von uns verehrten Helsinki-Klub tingeltangelte. Seit 2005 ist sie Frontfrau der verträumten Blues-Rocker Fifty Foot Mama und seit 2008 zunehmend solo mit ihrem Brute Folk unterwegs. Schnörkellos, brachial, sinnlich.

Ihr letztes Album «Ciao Amore» war in totaler Eigenregie entstanden. Zela ist klar reifer geworden, aber nicht minder eigenwillig und erfrischend. Das Album sprüht vor Ideen. Inspiriert von frühem Delta-Blues, erschafft Zela, knapp instrumentiert, sehr persönliche, erzählerische Lieder. Eine Miniatur mit epischer Gefühlsbreite. Unser aller Tagi schreibt: «Es ist ein Blues, bei dem man nicht an Schnäuze und Bierwampen denkt. Sondern Bessie Smith. Ja, so direkt, so mitleidlos und gelegentlich auch belustigt wie die Blueskönigin der 20er-Jahre sticht auch Nadja Zela in Herzen und Rücken.»

Zela bildet mit dem Bösen Buben Eugen-Drummer Martin Fischer zusammen den Kern der Live-Band. Seit 2011 treten die beiden auch mit 2 Backing-Sängerinnen und einem Bassisten auf. Das dritte, allüberall bestgelobte Solo-Album «Wrong Side Of Town» entstand in New York & Zürich und thematisiert die Enge in der Masse, die Leere in der Fülle, Leben & Lieben in der Stadt. Pechschwarz geerdet, wunderbar überbelichtet. Die bezaubernden Sea Shanty Singers als Backing-Cho. Die Produktion vom Aeronauten Olifr GUZ Maurmann ist voller fantastischer Ideen, lässt die Songs aber immer für sich sprechen und schafft Raum für Emotion. Ein berührendes, eigenwilliges & eigenständiges Album zwischen Raw Pop, verspieltem Ur-Blues und experimentellen, soundtrackartigen Momenten. Die Lieder sind so direkt, lyrisch und von der frisch getränkten Leber weg, dass manchem alten Matros das grosse Heulen kommt. Live sowieso. Und uns Inselbewohnern auf der richtigen Seite der Stadt zieht’s das blutend Herz aus dem Leibe und dem fernsten aller naheliegenden Horizonte zu.

«Ein Erdbeben des Herzens.» – Albert Kuhn
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