Als Ende 2006 die grossartigen Dead Brothers zerbrachen, wischten wir uns verstohlen unverholen eine Träne aus dem Augenwinkel, traurig über so viel verlorene Schönheit. Als sie vor einem Monat unsere Inselplanken bespielten, weinten wir die Mississihl einen Pegelmeter höher – vor Glück. Nun kommt also der famose Dead Brother Pierre Omer mit seiner wunderbaren Swing Revue im Set mit der ebenso famosen Mirel Wagner erneut zu uns auf die Insel.
Omer, der in London geborene Vollblutmusiker mit indisch-schweizerischen Wurzeln ist auch als Komponist von Film- und Theatermusik (ua. für Meret Matter) und als Produzent (Mama Rosin) tätig, lebt in Genf und Madrid, spielt Gitarre, Akkordeon, Piano und vor allem – er singt! Ab und zu schimmert der Dead Brother noch durch, aber auch seine Liebe für das Gitarrenspiel von Django Reinhardt. «Come one, come all and let us take you on a journey back to the swinging Jazz of the 30’s and 40’s!» Mit seiner Swing Revue entführen uns Omer und seine beschwingten Kumpels Julien Israelian (The Imperial Tiger Orchestra, Samsonite Orchestra) an den Drums, Pro-&-Kontra-Bassist Philippe Geiser und Christoph Gantert (The Dead Brothers, The Knicker Bockers) und Special Guest Meret Matter auf eine gopfertami groovende Reise in die Vergangenheit: Extraterrestrischer Gypsi Swing, Jive, der Sound Harlem’s & New Orleans’ gemixt mit exotischen, mysteriösen und ureigenen Kompositionen. Hinreissend. Und er blieb uns treu und sorgt mit jedem seiner etlichen Auftritte in unseren legendären Konzerthallen für intime, poetische, überraschende, schlicht unvergessliche Auftritte.
Spex schrieb zum Zweitling «When The Cellar Children See The Light Of Day» der in Äthiopien geborenen Finnin mit deutschem Ururgrossvater:
«Mirel Wagners Musik ist elementar, handwerklich gut gearbeitet und reduziert auf einen zeitlosen Kern aus apokalyptischem Seelen-Blues und Melancholie. In ihr ist die Welt zwar auch nicht in Ordnung, aber zumindest gibt es da keine iPads, Shopping Malls und Kunsttitten.» Das Werk bestehe locker neben solchen von PJ Harvey, Nick Cave und Odetta. Mirel singt aus den tiefsten Tropfsteinhöhlen ihrer wie unserer Seele, zieht uns soggleich hinunter ins Reich von Orpheus & Eurydike, lässt uns wie adlergleiche Fledermäuse um die hängenden & erigierten Stalaktiten- & Stalagmiten-Leuchttürme zirkeln, gesteuert nur vom Herzen & dem Echolot ihres melancholie-schürfenden Sounds. Wunderbar.