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«The Rough And Rynge»
Sonntag, 27.03.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Christian Kjellvander
+ The Tarantula Waltz (SWE)
Mehr als drei Jahre sind seit seiner letzten Scheibe «I Saw Her From Here/I Saw Here From Her» die Mississihl runter gerast. Das mag für manche lang sein, für andere wars wie gestern. Und noch andere meinen, das komme drauf an, wie schnell dein Herz schlage. Aber das ist dann ganz eine andere Geschichte. Also: Was zählt, ist nicht gestern, sondern heute. Nicht morgen, sondern jetzt. Vorläufig.

In Schweden geboren, zieht der sechsjährige Christian Kjellvander (sprich: «Schjellwander») mit seiner Familie nach Houston, Texas, wo er seine Jugend verbringt und mit der Alt-Country-Szene in Verbindung kommt. Seine grössten Einflüsse seien Dolly Parton, Townes Van Zandt und Johnny Cash, aber auch Dinosaur Jr., Lemonheads, R.E.M. und Sebadoh. 16-jährig kehrt er mit Mutter und Bruder nach Schweden zurück, wo er 1993 Loosegoat gründet. Nach mehreren EP’s veröffentlicht die Band ihre ersten Alben «For Sale By Owner» und «Mexican Car In The Southern Field» (beide 1997). Es folgen «Plains, Plateaus and Mountains» (1999) und «Her, The City, Et Al» (2001). 2000 löst sich die Combo faktisch auf, 2002 Kjellvander macht solo weiter.

Schon vor Jahren schrieb einer, der Arrangementjunkie und Entschleunigungsmelancholiker Kjellvander beherrsche das grosse Gedeck ebenso wie die kargen Depri-Schrammler (was immer das mit dem Bundersträner zu tun haben mag, verstehn tun wir’s eh nicht) und scheinbar by the way würden sich die Nordmänner im Moment zig Songs aus dem Ärmel schütteln, für die andere fünf Alben bräuchten. Seis drum: Jetzt kommt der coole Schwede mit dem samtigwarmen Bariton jedenfalls mit «The Rough And Rynge» auf unsere Weltbretter. Die Songs dazu hat er in den letzten Jahren aufgelesen, wo sie eben so rumdümpelten: von der Strasse, auf dem Land, in Städten und aus dem Meer fischte er auch noch ein paar. Zwei Jahre lang tourte er mit Band und/oder seiner Familie per Boot, Bus, Bahn und Auto durch die feinsten Konzertsäle, Wohnzimmer und Hausgärten nordamerikanischer und europäischer Musikenthusiasten und spielte sogar auf Pariser Hochhausdächern: «It's the only thing, besides family and friends, worth living for. And a good song can be done anywhere, anyhow.»

Danach zog es ihn in die Einsamkeit aufs Land, nach Rynge Castle, einer Scheune an einem Haus in einem kleinen Dorf. Mit seinem Hund. Weg vom Konsumterror und den Perversionen moderner Sogenannt-Kommunikation. Auch schon wieder fast mit nervig missionarischem Eifer, aber Kjellvanders Songs sind einfach zu schön, um wahr zu sein. Am Tag baute er an der Scheune, die sein Schloss, die sein Heim war, in der Nacht schrieb er Songs. Dort entstand in nur fünf Tagen sein reduziertestes Album «The Rough And Rynge» - live mit Band eingespielt, null Nachbearbeitung. Ein weiteres Statement gegen den Hochglanznarzissmus. «Mit der heutigen computerisierten Aufnahmetechnik kann jeder die Beatles sein. Viel schwieriger ist es, Velvet Underground zu sein. Aufnahmen sollten nicht mehr und nicht weniger sein als Zeitdokumente.» Wie wahr. Er ist da inzwischen ganz nah dran. An einem Zuhause, an Christian Kjellvander Nulleinseins. Ergreifend schöne Songs wie «Gardner River» (eine Ode an die Mississihls dieser Erde) und «Long Distance Runner». Und unsere Inselkathedrale wird zur Blockhütte, Naturidylle, Heimat und Schloss, wo wir Langstrecken seckeln. Und endlich wird alles gut... your all the letzte Insel is your castle in a fucked real world that vor die Hunde (wollt ihr ewig rocken?) geht.

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