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Weltmusiker mit Weltklasse...
Mittwoch, 25.05.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Hugo Race (AUS)
Immerhin zwei Drittel von Dirtmusic: Chris Brokaw & Hugo Race. Wir freuen uns, dass auch diese beiden wunderbaren Individualisten zu denen gehören, die unser Eiland an der tiefblauschönen Mississihl ins Herz geschlossen haben. Nach ihrem grossen Auftritt mit den Wüstenrockern Tamikrest gehören sie auf unsere Ewigenliste.
Roh, sei es. Und launisch. Und – hä?! – «lyrisch angetrieben». Na, wer das versteht, überlebt gar das Explodieren all unserer von Gummihälsen geliebten «Schrottmeiler». Jedenfalls: «Fatalists» trifft schon im Titel mitten auf des Menschennagels Hirnschale. Und die Musik, die rammt dir den Balken vor deinen Augen ungespitzt ins Herz. Die Aufnahmen fanden in Berlusconi’s Lotterbude statt: Antonio Gramentieri, Gitarre (Sea of Cortez, Delavega), Diego Sapignoli, Drums (Delavega), Vicky Brown, Violine, und Erik Van Loo, Bass (Willard Grant Conspiracy) erzeugen einen akustischen, melodischen Sound, der Hugo’s Songs und Stimme in völlig neuem Licht erscheinen lässt. I go, you go, Hu go! (Richtig: Stranger Than Paradise!)
Und zum Auffrischen noch ein bisschen Nostalgie, manche von euch waren dabei: «Thank you for your passion and understanding», hauchte Hugo Race im Inti selig immer wieder ins Mikro, als müsste er sich für seinen schwer verdaulichen, schrägen Asphaltdschungel-Blues entschuldigen. Das Wetter an diesem Abend passte zur Musik: Es regnete und war viel zu kalt für die Jahreszeit. So verirrten sich nur rund 50 Verwegene an die Zentralstrasse, um der rauchigen Stimme des australischen Weltenbummlers zu lauschen. Race’s Musik passt in keine vorgezimmerte Schublade, wer jedoch Tom Waits’ «Bone Machine», Captain Beefheart’s «Trout Mask Replica» oder auch «White Light/White Heat» von Velvet Underground mag, wird ihn lieben. Einfach gemacht hat er es seien Fans noch nie, weder in den 80ern mit den australischen Kultcombos Marionnettes und The Wreckery noch in Nick Cave's The Bad Seeds und schon gar nicht in den 90ern mit seinen eigenen Werken zwischen intimem Blues und eruptivem Independent-Rock.
Das Potenzial des Melbourner Kettenrauchers zeigte sich denn – an besagtem, legendären Abend – auch erst in Midtempo-Songs wie «Valley Of Light» oder einer schaurigen elektro-akustischen Coverersion von «River Of No Return«. Und wenn einmal der Mix stimmte, Race über den täglichen Kampf gegen das Schlechtdraufsein sang, der grossartige Chris Hughes um sein Leben trommelte und Nico Mansy sowie Marta Collica mit Samples und Keyboards trippige Überraschungen einstreuten, erlebten die Zuschauer Glücksgefühle in all dem triefenden Unglück. Dann zeigte sich auch des Künstlers wahrer Geist: Stil, Charisma und Arroganz eines Grossen, jedoch ohne kitschige Melodik, die seinen grossen Bruder Nick Cave in Starsphären und in bestuhlte Philharmoniesäle katapultiert hat. Nach 100 Minuten war das Konzert vorüber. Alle sind geblieben, um sich diesen genialen Soundtrack eines Alptraums komplett anzuhören. – Draussen regnet es noch immer. Oder schneit’s gerade? Vielleicht verbratet der Klimaofen auch einen weiteren Rekordhitzetag seit Menschengedenken und all diese Sturzbäche sind Schweiss aus deinen weltoffenen Poren. Eigentlich wurst, denn bei solchen erdigen Klängen kann uns auch die Sintflut nichts anhaben. Und ewig fliesst die Mississihl...
Und zum Auffrischen noch ein bisschen Nostalgie, manche von euch waren dabei: «Thank you for your passion and understanding», hauchte Hugo Race im Inti selig immer wieder ins Mikro, als müsste er sich für seinen schwer verdaulichen, schrägen Asphaltdschungel-Blues entschuldigen. Das Wetter an diesem Abend passte zur Musik: Es regnete und war viel zu kalt für die Jahreszeit. So verirrten sich nur rund 50 Verwegene an die Zentralstrasse, um der rauchigen Stimme des australischen Weltenbummlers zu lauschen. Race’s Musik passt in keine vorgezimmerte Schublade, wer jedoch Tom Waits’ «Bone Machine», Captain Beefheart’s «Trout Mask Replica» oder auch «White Light/White Heat» von Velvet Underground mag, wird ihn lieben. Einfach gemacht hat er es seien Fans noch nie, weder in den 80ern mit den australischen Kultcombos Marionnettes und The Wreckery noch in Nick Cave's The Bad Seeds und schon gar nicht in den 90ern mit seinen eigenen Werken zwischen intimem Blues und eruptivem Independent-Rock.
Das Potenzial des Melbourner Kettenrauchers zeigte sich denn – an besagtem, legendären Abend – auch erst in Midtempo-Songs wie «Valley Of Light» oder einer schaurigen elektro-akustischen Coverersion von «River Of No Return«. Und wenn einmal der Mix stimmte, Race über den täglichen Kampf gegen das Schlechtdraufsein sang, der grossartige Chris Hughes um sein Leben trommelte und Nico Mansy sowie Marta Collica mit Samples und Keyboards trippige Überraschungen einstreuten, erlebten die Zuschauer Glücksgefühle in all dem triefenden Unglück. Dann zeigte sich auch des Künstlers wahrer Geist: Stil, Charisma und Arroganz eines Grossen, jedoch ohne kitschige Melodik, die seinen grossen Bruder Nick Cave in Starsphären und in bestuhlte Philharmoniesäle katapultiert hat. Nach 100 Minuten war das Konzert vorüber. Alle sind geblieben, um sich diesen genialen Soundtrack eines Alptraums komplett anzuhören. – Draussen regnet es noch immer. Oder schneit’s gerade? Vielleicht verbratet der Klimaofen auch einen weiteren Rekordhitzetag seit Menschengedenken und all diese Sturzbäche sind Schweiss aus deinen weltoffenen Poren. Eigentlich wurst, denn bei solchen erdigen Klängen kann uns auch die Sintflut nichts anhaben. Und ewig fliesst die Mississihl...
Chris Brokaw (USA)
Der in und um New York aufgewachsene Chris Brokaw verfügt über einen musikalischen Stammbaum, dass einem die Ohren wackeln und die Brillengläser bersten. Der Ex-Drummer von Codeine lässt – längst wieder zu seinem Hauptinstrument Gitarre zurückgekehrt – ein ganzes Meer schillernder Namen zusammenlaufen:
Come (mit Thalia Zadek), The Willard Grant Conspiracy, The New Year, Pullman, Consonant, The Empty House Cooperative, Cobra Verde, Manta Ray, Rosa Chantswell, Karate, Via Tania, Steve Wynn, Evan Dando, Thalia Zadek, Alan Licht, Tara Jane O’Neil, Christina Rosenvinge, Jennifer O’Connor, Liz Phair, The Lemonheads. Damit ist die Liste aber längst noch nicht fertig, wir beim Aufzählen aber schon.
Aktuell ist er solo unterwegs, aber auch mit den Bands: fFlashlights (Doug McCombs, Elliot Dicks); Dirtmusic (Chris Eckman, Hugo Race); The Thurston Moore Group (Thurston Moore, Samara Lubelski, Matt Heyner, Steve Shelley); The New Year (touch and go); im Duo mit Geoff Farina (ex-karate). Zum Film «Road» steuerte Brokaw den Soundtrack bei und gewann damit beim Brooklyn International Film Festival die Auszeichnung für den besten Original Score. Und und und. Diverse Solo-Alben zeigen Brokaws Offenheit für Weltmusik, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient: Mit Leichtigkeit wechselt er von Rock zu lyrischem Folk oder Ambient. Sein neustes Solowerk «Tundra» ist ausverkauft, vom Album «The Boarder’s Door» mit Geoff Farina gibt’s gerade mal 500 Exemplare (2 Tracks zusammen, 4 Tracks Chris Brokaw Solo, 5 Tracks Geoff Farina solo). Vielleicht hat er noch einige Scheiben dabei, wenn er an der Mississihl gastiert. Ein Weltmusiker mit Weltklasse beehrt uns zusammen mit Hugo Race, den wir ebenfalls den ganz Grossen zuordnen.
Aktuell ist er solo unterwegs, aber auch mit den Bands: fFlashlights (Doug McCombs, Elliot Dicks); Dirtmusic (Chris Eckman, Hugo Race); The Thurston Moore Group (Thurston Moore, Samara Lubelski, Matt Heyner, Steve Shelley); The New Year (touch and go); im Duo mit Geoff Farina (ex-karate). Zum Film «Road» steuerte Brokaw den Soundtrack bei und gewann damit beim Brooklyn International Film Festival die Auszeichnung für den besten Original Score. Und und und. Diverse Solo-Alben zeigen Brokaws Offenheit für Weltmusik, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient: Mit Leichtigkeit wechselt er von Rock zu lyrischem Folk oder Ambient. Sein neustes Solowerk «Tundra» ist ausverkauft, vom Album «The Boarder’s Door» mit Geoff Farina gibt’s gerade mal 500 Exemplare (2 Tracks zusammen, 4 Tracks Chris Brokaw Solo, 5 Tracks Geoff Farina solo). Vielleicht hat er noch einige Scheiben dabei, wenn er an der Mississihl gastiert. Ein Weltmusiker mit Weltklasse beehrt uns zusammen mit Hugo Race, den wir ebenfalls den ganz Grossen zuordnen.