Das sei eine echte Verwirrung gewesen damals, heisst es noch heute. Auf dem in der Süddeutschen Zeitung als «eines der besten Alben der Popgeschichte» bejubelten Cover standen in lauter Kleinbuchstaben nichts als Name und Albumtitel: «is a woman».
Toing! Lambchop war also jetzt Frau. Umpfh! Grmbl! Srrrmpfh!!! Hä?! Jedenfalls wars der Durchbruch auch im unsersprachigen Raum, während das bis zu 18 Mitgliedern zählende Kollektiv um den unvergleichlichen Ex-Plättlileger Kurt Wagner (der im November mit KORT unsere ellokale Royal’n’Roll Viktor-y Hall beehrte) seit «Nixon» bereits in Norwegen und in England Royale Hallen problemlos füllten. Und plötzlich spielten sie auch hier vor 1'000 und mehr Zuhörern. Aber wie immer, wenn man zu spät kommt: Die zauberhafte «is a woman»-Tour war längst gegessen und vorbei und Lambchop längst wieder Mann. Oder was noch so alles in der lammkotteletigen Geschlechterkiste schlummern mag. Die FAZ schreibt übrigens, es gebe «derzeit wohl tatsächlich kaum einen gewiefteren Komponisten in der Popmusik als Kurt Wagner aus Nashville.»
Aber nun habt ihr die einmalige Chance, das Verpasste nachzuholen: Lambchop kommen mit «is a woman» auf unsere Isla de mujeres, um es in Originalfolge aufzuführen. Und erstmals bringen sie auf der kurzen Tour auch die «is a bonus»-EP der limitierten Erstauflage auf die Bühne. Hier noch ein bitzeli FAZ (etwas umständlich und unsalopp, aber einflussreich und wohlgesinnt): «Der eigentümliche Reiz dieser fast überirdisch aus Tönen geformten Klangskulpturen liegt in der Zäsur, in der unglaublich präzisen Ökonomie aus Betriebsamkeit und Stille. Zum stürmisch umjubelten Finale verblüfft Wagner einmal mehr. Er lässt die rauchvernebelten Wellblech-Bars an den staubigen Highways hinter sich, ändert die Gangart der bis dahin lässig dahinschwelenden Erlebnisreise, dreht den Verstärker auf und rockt und röhrt wie ein brünftiger Hirsch.» Nachschlag NZZ (mit kryptischen Vorhangssenkungen, die zu Beginn vom Danach reden): «Wenn der Vorhang sich senkt, haben wir Hörer etwas Seltenem beigewohnt: Wie gelegentlich in Elvis Presleys späten Jahren oder wie in den neuen, vom Entertainment-Aberwitz getriebenen Shows von Solomon Burke haben wir das Billigste und das Beste vernommen, was die US-amerikanische Popmusik zu bieten hat. Denn erst der Kitsch macht dieses prächtige musikalische Porträt der amerikanischen Provinz so wahrhaftig.» Dass dabei noch einige andere Perlen aus der beeindruckenden Bandgeschichte abfallen werden, ist bei der legendären «Slow burner»-Truppe nichts weniger als logo. Wikipedia behauptet übrigens pelzzüngig – Steve Martin würde diese Zunge einseifen, rasieren und dann bewusstlos umfallen – der «gewisse Minimalismus» der Band werde «von Fans gerne» als «sanfte Eleganz» bezeichnet. Also wir sind solche Fans, trinken eins drauf und bezeichnen den Wagner’schen Kultsound als eigentlich ziemlich opulent. Auch er längst ein Stammspieler im ellokalen Künstler-Olymp.
Die Gelegenheit macht unendlich viel Liebe, «is a woman» inkl. «is a bonus» original & live zu erleben. Und kommt vielleicht nie wieder. Also nicht verpassen, ihr Zureicher Diwankartoffeln. Schonscht scheid ihr schelber Schuld. Hier, auf unserer allergattig Isla de mujeres, auf deren Tresen Maria den Lattejupp liebt und der Pulpopugno den Faust gibt.