Unvergesslich sein psychedelisches Kontrabass-Solo beim 2013er-Auftritt für den am Tag zuvor verstorbenen Lou Reed. «Domestic» (2020) heisst das aktuelle Album von Paul Armfield, eine Sammlung von Songs, die sich um das Thema «Daheim» drehen: Home, sweet home, my home is my castle, die eigenen vier Wände, die Strasse, die Nachbarschaft, das Land, der Kontinent, der Planet. Da, wo das Herz schlägt. «Als ich einen langen Winter zu Hause sass und diese Songs schrieb, während meine Kinder an der Universität waren und meine Frau bei der Arbeit, fühlte ich mich wie in einem Kokon, isoliert und sicher vor dem Wahnsinn, der sich in der Aussenwelt mit Brexit und Flüchtlingskrise abspielte. Angesichts dieser Umstände war es kaum verwunderlich, dass sich die Texte um Orte, Wärme, Schutz, Zugehörigkeit und Treue drehten: Begriffe wie 'home' tauchten immer wieder wie ein Leitmotiv auf.» Unaufgeregte Musik, getragen von tiefem Ernst & unglaublicher Leichtigkeit. Subtil schimmernde Soundscapes. Armfield selbst hat die Songs geschrieben, gesungen & Bass, Gitarre & Keyboards gespielt. Johann Polzer & Gabriel Schütz, Stammgäste des Stuttgarter Studios, sorgten für die Percussions. Sein italienischer Freund, der exquisite Geigenbauer Giulio Cantore, zauberte einmalige Gitarren- & Cavaquinho-Klänge. Das Album wird mit limitierten Original-Linoldrucken zum individuellen Gesamtkunstwerk. Der kurzen Rede langer Sinn: Der rund zwei Meter grosse Paul kommt von der Isle of Wight & spielt einfach göttlich schöne, superfeine Folk Noir-Musik. Dunkel, ruhig & mit herzerwärmender Leichtigkeit zieht er den Hörer in seinen ureigenen meditativen Kosmos. Herz & Seele öffnen sich beim Hierhören, auf unserer allerletzten Inselheimat an der zum bergenden Weltenmeer hin strebenden good ol’Mississihl.