Punk & New Wave kamen The Residents damals gerade recht: Und so wurden sie zumindest Miterfinder des globusflutenden Video-Clips, der die heutigen Kids Musik gleichsam mehr sehblinden lässt, denn hören. Hot Dog in den Ohrmuscheln, Ketchup auf die Augäpfel. Als MTV 1981 auf Sendung ging, gehörten die Filmchen der Kulttruppe jedenfalls zu den allerersten, die ausgestrahlt wurden. Und weil kluge Menschen erkannten, dass das Kunstgeschichte war, sind diese Residents-Frühwerke heute Teil der permanenten Sammlung des Museum of Modern Art (MOMA) in New York. 1992 veröffentlichten die Residents die Laser-Disc «Twenty Twisted Questions» mit einer Auswahl der bis dahin produzierten Videos. Mitte der 90-er Jahre entstanden die bahnbrechenden CD-ROMs «Freak Show», «The Gingerbread Man» und «Bad Guy On The Midway» – schwer zu toppende Perlen dieses Mediums. 30 Jahre nach ihrer jungfräulichen Begeisterung für das Medium Video begannen die Residents an Ihrer ersten DVD zu arbeiten: Sie spielten und arrangierten auf «Icky Flix» alle Songs neu in Dolby Surround 5.1. 90 Minuten Videos und über 3 Stunden Musik: Das erwähnte MTV-Material, die MOMA-Tapes und einige neue Animationen sowie ein 17-minütiges Extrakt aus vielen Stunden Rohmaterial von «Vileness Fats», dem abgebrochenen Urknall.
Aber beginnen wir mal noch von ganz vorn, ihr jungen Trübel! 1966 gegründet, erreicht die Residents-Single «Santa Dog» von 1972 Kultstatus. Von den ersten beiden Alben «Meet The Residents» und «Not Available» nahm relativ schnell niemand mehr Notiz, als der «The Third Reich’n’Roll»-Skandal die Welt schüttelte & rüttelte. Ein Fall für die ewige «Darf man das?»-Sektion: Manisch gründlich dekonstruierten die äugige Phantomband Popsongs, erregten aber mit dem hakenkreuzgeschmückten Cover weit mehr Aufsehen. Einige Alben später liess das '79-er Album «Eskimo», eine bizarre Reise in die Inuit-Kultur, aufhorchen und konsolidierte den Residents-Kult für die nächsten Jahrzehnte. In den 80ern folgten diverse eigenwillige Auseinandersetzungen mit George Gershwin, James Brown, Elvis Presley, Hank Williams und John Philip.
Wer sich hinter den Zylinder tragenden Augäpfeln verbirgt, werden sie wohl mit ins Grab nehmen, so sie denn überhaupt mal sterben sollten. Da war doch ein gewisser «Snakefinger» selig, der ab & an bei dieser schrägsten Popband der Welt mittat... – naja, mehr würden wir auch nicht verraten, wenn wir mehr wüssten. Der Mythos lebt und das ist verdammt aufregend und spannend. Vielleicht sind sie ja wirklich die geheime Zweitband der Beatles, wie wohlgenährte Gerüchte wissen. Vielleicht lüftet ihr das Rätsel: Denn nun kommt dieses augäpflige Weltwunder für eines ihrer raren Konzerte mit seiner gesamten Welterfahrung & magischen Show also auch zu uns auf die Allerletzt-Insel mit dem imaginären Leuchtturm zu Babel. Himmelskratzend.